Montag, 24. September 2012

Photokina 2012 - Viel Licht, wenig Schatten!

Das war sie also, meine dritte Photokina. Schön wars.

Das erste Lowlight kam weit vor der Messe: Die tolle Visual Gallery hat wohl zu wenig Profit abgeworfen und wurde zugunsten des üblichen Einheitsbrei wegrationalisiert. Das fand ich sehr schade, da es die letzte Rückzugsoase vor dem digitalen Wahnsinn war.

Das erste Highlight kam zwei Wochen vor der Messe: Dank dem Hinweis im DFN habe ich bei Enjoyyourcamera bei der Kartenverlosung mitgemacht und auch prompt eine Karte gewonnen. Hätte ich diese nicht gewonnen, wäre ich wohl erst zum Nach-Photokina-Event im Mexikaner dazugestoßen und hätte eine Menge Messe-Highlights verpasst.

Als ich kurz nach Toröffnung die Hallen betrat (und sich an diversen Ausleihständen bereits aberwitzig lange Schlangen gebildet hatten) gab es zunächst leider Lowlights: Am Panasonic-Stand habe ich die eigentlich schon bestellte LX-7 getestet. Die technischen Daten sind ja echt fein und ich finds cool, dass die Lichtstärke auch am langen Ende nicht gar so heftig absäuft wie üblich - aber welcher Blesatorfetischist hat sich diese Objektivbedienung ausgedacht? Da hätte man sich besser mal ein Beispiel an Canon genommen vo man den Objektivring auch mit dem Zoom belegen kann. Damit war die LX-7 dann auch abgehakt. Danke, Geld gespart.
Die PENs entwickeln sich so langsam, wird vielleicht in zwei Jahren wirklich interessant, behalte ich im Auge, insbesondere die Exemplare von Olympus. Aber erstmal Geld und Platz im Fotorucksack gespart.

Ab jetzt ging es nur noch aufwärts, sehr angenehm :-)

Erstmal das Treffen am Pentax Stand. Ist doch schön, wenn man sich mal wieder trifft, auch wenn ich hier selten was geschrieben habe - oder gerade deswegen ;-) Noch besser natürlich, dass überraschend ein Platz für das Backstage-Event frei wurde! Tolle Überraschung!

Also den gelben Stand erstmal mit Verachtung gestraft (was will ich mit einer klobigen Kamera ohne HyP) und den grünen Stand aufgesucht. Mit schöner Regelmäßigkeit (schon seit dem ersten Prototypen) beschäftige ich mich ja mit den 3D-Kameras und habe sehr durchwachsene Erfahrungen mit den Modellen von Fuji gemacht. Die Dame am Fuji-Stand war zunächst total begeistert, dass sich jemand bis ins Detail mit der Kamera auskennt - bis ich dann anfing die kleineren oder größeren Problemchen zu erwähnen. Nun war sie sehr schnell dabei, einen Nachfolger zu versprechen der angeblich schon sehr bald auf den Markt kommt. Ich freu mich drauf, kann ja nur besser werden.
Dann im Schatten der gehypeten Pro1 die XF-1 getestet. Um genau zu sein gleich drei Stück in allen Farben (wobei mir schwarz am besten gefällt, das rot ist zu braun und das braun zu rot...) weil sich sonst niemand dafür interessierte. Das Teil darf man wirklich nicht nur nach den reinen Katalogdaten beurteilen, das muss man ausprobiert haben! Mich hat die Bedienung absolut begeistert, der AF ist für eine Kompakte der Hammer und als SuperCCD-Fan musste ich auch gleich die drei Patternmodi ausführlich knechten. Siehe da: Die funktionieren tatsächlich! Wie sie das genau machen (Vermutung: Im DR-Modus werden die Highlight-Pixel ekeltronisch kürzer belichtet, kann das sein? Geht das überhaupt?) weiß ich nicht aber beeindruckend war es schon. Und: Das von mir meistgehasste Bedienelement von Kompaktkameras, die unsägliche Zoomwippe, wurde genauso abgeschafft wie das meistgesuchte Bedienelement, nämlich der Hauptschalter. Um es mit RTL-Sprech zu sagen: So muss Kompaktknipse!

Tamron freut mich jedes Mal wieder. Angesichts meiner FX-Überlegungen kommt das (stabilisierte!) 24-70 gerade recht und auch ein neues 90er Makro  wird immer wieder gerne genommen. Mal sehen wie die sich in der Praxis machen, lecker sieht es schon mal aus. Wenn es eine Kombination aus den bewährten optischen Qualitäten (was würde ich nur ohne mein 28-75 an DX machen...) mit dem Stabilisator des 70-300 wird, dann wird das richtig lustig. Einen FX-Ersatz für meinen Lieblings-Brennweitenbereich an Hochzeiten muss ich aber erstmal suchen - falls jemand ein 42-112/2,8 empfehlen kann das weniger kostet als ein Kleinwagen und weniger wiegt als eine Waschmaschine, bitte Bescheid sagen!

Die Pflichtbesuche waren damit durch, jetzt kam die Kür. Die Besuchermassen stiegen ins Unermessliche und sich gegenseitig auf die Füße. Immer öfter musste ich meine taktisch klug von der Laptop- zur Beutelratten-Tasche umfunktionierte Umhängetasche (mit Pentax-Badeschlappen als Dämpfung!) als Schutzschild gegen lanzenähnlich getragene und stets massiv teleobjektiv-bewehrte DSLRs einsetzten. Vorbei an Helden mit Objektiven jenseits der 200mm an der DX-Knipse mit GPS-Tagger (macht ja auch Sinn in der dunklen Messehalle) die sich auf speichelsabbernde Dauerfeuerfotografen reduzieren sobald eine Frau mit ansatzweise erkennbaren Körperkonturen im Sichtbereich ist - aha, deshalb muss auch jede Consumerkameras unbedingt 6fps haben. Endlich verstehe ich das Feature, an dem man laut Testzeitschriften und Fotoforen die Qualität einer Kamera ablesen kann.

Wie schon vor zwei Jahren ging es sehr ausführlich durch die Hallen mit den Fotobuchanbietern. Wenn man die Kitsch-as-Kitsch-can-Anbieter aus China und der Türkei mal weglässt, findet man tatsächlich sehr geschmackvolle Verpackungen für Hochzeits-Fotoalben. Das ist doch fein auf einer Messe, man findet eine Menge Anbieter auf die man sonst nie gekommen wäre. So habe ich bei einem Anbieter aus Italien und einem aus Spanien dezente aber schöne Fotobücher gefunden, die zwar etwas teurer war als die Bling-Bling-Bücher der asiatischen Konkurrenz aber dafür auch Europäern gefallen.

Wegen der NEX auf den Sony Stand - hmmm, an sich immer noch ne geniale EVIL aber das was Sony ein Pancake nennt, dafür finde ich leider keine veröffentlichungstaugliche Formulierung.
Dann die Alpha 99: Mit geeigneten Objektiven ist der AF wirklich verrückt gut. Das erkauft man sich mit den hinlänglich bekannten und allseits diskutierten Nachteilen des halbdurchlässigen Spiegels. Und die Suchereinblendungen sind wirklich genial, WOW! Wer den ganzen Tag Mädels in knallengen Silberleibchen fotografiert die aberwitzig hell beleuchtet auf Schaukeln durch die Gegend schwingen, der hat mit der a99 rasend viel Spaß. Ansonsten...
 
Dass die Visual Gallery so fehlt, hätte ich nicht gedacht. Anstandshalber hat man hier ein paar Fotos ausgestellt, die aber so lieblos in den Durchgang gequetscht waren, dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis auch der letzte Fleck Messeboden von bezahlenden Kunden gemietet wird. Sehr schade, dass die Photokina die heftigsten Anfeindungen so krass bestätigt hat. Aber wenn man sich die Messeplan-App so anschaut, ist wohl das Geld so aberwitzig knapp, dass man sich Platz für Kreativität nicht mehr leisten kann.

Vorbei an Anbietern die sichtlich enttäuscht waren, dass überraschenderweise ihre USB-Akkulader keine aufmerksamkeitsheischende Weltrevolution darstellen - vielleicht hätten sie auch einen Bikini-Babe-Workshop ankündigen sollen, tausende Besucher wären ihnen sicher gewesen. So blieb es bei identisch leeren Messeständen auf denen identische USB-Akkulader von identisch griesgrämig dreinschauenden Chinesen feilgeboten wurden.

Interessant auch der Kontrast zur letzten Photokina: Während es damals ein Anbieter als patentierte Weltrevolution darstellte, die Kamera am Stativgewinde in eine Bandschlinge zu schrauben und über die Schulter zu hängen ("Vom Noob zu Ansel Adams - die patentierte Trageschlaufe machts möglich!") gab es diesmal allerorten Schnellverschluss-Systeme verschiedenster Grade an Durchdachtheit. Ich frage mich, wann ich mein System des Kameratransports (man wirft sämtliche Gurte auf den Müll und trägt die Kamera mit der Hand am Handgriff oder steckt sie in einen Rucksack mit Schnellzugriff der diesen Namen verdient) patentieren und auf den Markt bringen kann.

Da bis zum Pentax-Event noch massig Zeit blieb, konnte ich mich nicht länger der Anziehungskraft des gelben Standes verschließen und hatte nach zehnminütiger Wartezeit tatsächlich eine leibhaftige D600 in der Hand und einen Nikon-Spezialisten vor mir der nach Rücksprache mit NPS tatsächlich meine Fragen dazu beantworten konnte. Bis auf die Frage nach einem sinnvollen Bediensystem á la Pentax, da musste er leider passen, egal wie oft ich nach allen Details gefragt habe. Die D600 ist tatsächlich die erste Kamera, für die ich überlege, meine Fuji aufs Altenteil zu schicken. Mal sehen, wie der Vergleichstest mit der D800 ausfällt, manches davon würde mich tatsächlich intersssieren aber es ist halt die Frage wie praxisrelevant es ist. Das Pentax-Bediensystem wird mir wohl immer fehlen, aber die Verlockung der Kombination aus Autofokus, Belichtungssystem, Blitzsystem und Dynamik wird leider immer übermächtiger.

Von den Pentax-DSLRs hat mich die K-30 wirklich beeindruckt. Die schneidet alte Zöpfe ab und macht irgendwie fast alles richtig - das gefällt mir! Das obere Display habe ich absolut nicht vermisst, das noch weiter verbesserte Infodisplay sehr genossen und vor allem das Moduswahlrad das endlich vom Feststellknopf befreit wurde! An der fehlenden Gummierung von Daumenmulde und Drehrädern sieht man leider die Ausrichtung der Kamera, ersteres verhindert für meinen Geschmack die an sich so vielgeschätzte Farblackierung - mit Hochglanzlack fehlt dem Daumen schlicht der Grip. Also wenn K-30, dann schwarz, dazu eine kompakte MF-Festbrennweite und das minimalistische Fotogarfiervergnügen kann losgehen. Das funktioniert natürlich genauso gut mit der K-7, von daher habe ich keinen akuten Grund bei Pentax einzukaufen.
Die Verbesserungen der K-5II konnte ich trotz langen Tests genausowenig goutieren wie schon vor zwei Jahren die Neuerungen der K-5. Wahrscheinlich wird es bei mir also auf der Pentaxschiene bei der K-7 bleiben, der Objektivpark hierfür wird wohl sukzessive auf die meistgenutzten Festbrennweiten reduziert.

Der krönende Abschluss war das wirklich nette Backstage-Event bei Pentax. Nochmal vielen herzlichen Dank für die Offenheit und das Interesse an Verbesserungsvorschlägen - wenn davon etwas realisiert wird, es wäre ein Fest!
Das speicherkartenlose Antesten des weißen Riesen war großer Spaß - es tut sich was und das ist gut so. Jetzt noch ein schnelles 100-400, das wärs.

Insgesamt dieses Jahr wirklich viel Licht und wenig Schatten. Für die nächste Photokina freue ich mich auf eine Pentax-DSLR mit einem komplett neuen Autofokus-, Belichtungs- und Blitzsteuerungssystem und auf EVILs die besser sind als Kompaktkameras ohne so klobig zu werden wie handliche DSLRs á la K-30.

Naja, man wird ja nochmal träumen dürfen.