Freitag, 26. Februar 2010

Pentax DA* 16-50 zurück von Rüdiger Maerz - alter Defekt repariert, neuer eingebaut :-(

Diese Kombination ist nicht schön: Keine Benachrichtigung bei Reparaturabschluss, Versand ausschließlich per UPS und Versand ausschließlich per Nachnahme. Genau so ist es aber bei Rüdiger Maerz. Man findet also eines Tages einen Benachrichtigungszettel von UPS im Briefkasten, dass man untertags nicht zuhause angetroffen wurde und deshalb das Paket nicht abgeliefert werden konnte. Da es per Nachnahme kommt, nimmt es natürlich kein Nachbar an und da es per UPS geschickt wurde kann man es nicht nach Feierabend aus der Packstation fischen. Es bleibt also nichts anderes übrig als das passende Bargeld einzustecken, im UPS-Interface die Zustellung an das Büro umzuleiten, am nächsten Tag die Sekretärin zu instruieren und mit Bargeld zu versehen und schließlich das Paket nach Hause zu schleppen - klingt unspektakulär, ist bei 2h ÖPNV und Fußmarsch im Winter aber nicht gerade das, was man sich wünscht.

Aber ich will nicht klagen, endlich ist mein Immerdrauf-Objektiv wieder da! Große Freude, obwohl ich die EUR 184.- Nutzungsgebühr reichlich unverschämt finde.

Das positive ist: Foto Maerz hat tatsächlich den Zoomdefekt repariert - aber dafür gleich einen anderen eingebaut:


So ist und bleibt das Objektiv - mehr Weitwinkel als ca. 22mm muss auch nicht sein

Weiter als bis ca. 22mm lässt sich das Objektiv nicht bzw. nur mit unnatürlicher Kraftanstrengung bewegen. Bei niedrigeren Temperaturen ist es quasi unmöglich, den Brennweitenbereich zwischen 22 und 16mm zu nutzen.

Nun war endgültig meine Verärgerung größer als meine Zurückhaltung, sodass ich einen persönlichen Anruf bei Pentax getätigt habe und mal nachgefragt habe wie man sich das eigentlich so vorstellt mit dem Service bei Maerz. Der Herr von Pentax war genauso verständnisvoll wie unverbindlich: Das sei natürlich nicht in Ordnung und das sollte auch von Maerz repariert werden, machen könne man da aber nichts und ändern sowieso nicht. Dass die Kommunikation von Maerz zum Kunden nicht optimal sei (schöne Umschreibung für: Es gibt keine Kommunikation) das wisse man, aber Maerz sei nun mal ein profitorientiertes Unternehmen wo jede Kommunikation von der Gewinnmarge abgeht.

Meine Enttäuschung nicht nur über die von Pentax beauftragten Firmen sondern auch über Pentax selbst stieg auf absolut ungekannte Höhen.

Sicher, Defekte gibt es überall. Das erste was ich von meiner "Profikamera" Fuji S5Pro gesehen habe war - nichts, denn die Kamera war ein DAO, Death On Arrival. Nicht mal zu einer Qualitätskontrolle des Hauptschalters hat es gereicht. Ich möchte keineswegs den Eindruck erwecken, Defekte gäbe es nur bei Pentax.

Die Enttäuschung über den Service bei Maerz kommt wohl auch daher, dass wir von Pentax Hamburg sehr verwöhnt sind. Trotzdem darf man einen unhaltbaren Zustand beschreiben. Ich hatte durchaus das Gefühl, dass man bei Pentax an meinen Problemen mit Maerz interessiert war. Eine unhaltbare Situation einfach totzuschweigen, hilft niemandem weiter.

Zum Service gehört auch Kommunikation. Weigert sich ein "Dienstleister", mit dem feindlichen Element "Kunde" zu kommunizieren sowie mit dem anscheinend auch nicht gerade heißgeliebten Auftraggeber zu kommunizieren, dann ist ganz grob was faul. Das wissen wir, das weiß Pentax, das soll angeblich hoffentlich irgendwann mal verbessert werden aber die letzten 10 Monate wurde es eben nicht verbessert.

Zu diesen Preisen und mit diesem Anspruch darf es nicht die umjubelte Ausnahme sein, anständigen Service zu bieten. Will Pentax wirklich dem bereits 2007 gestellten Anspruch gerecht werden, dann darf man sich nicht am schlechtesten Wettbewerber orientieren und mit 5% gutem Service zufrieden sein. Nein, dann muss man sich an den entsprechenden Wettbewerbern orientieren und bei 5% schlechtem Service sollten schon die Nachfragen gestellt werden.

Ein System, bei dem man ohne Vitamin B und/oder auf dem offiziellen Wege nicht zum Ziel kommt, ist krank.

Wer, insbesondere in einem solchen System, Vitamin B hat, aber nicht nutzt, der ist auch ein bisschen selbst schuld, wenn er nicht zum Ziel kommt. Da hatte ich mich wohl von einigen Service-Lobeshymnen im Pentaxforum zu sehr einlullen lassen.

Wer einen Defekt bei einem Pentax-Produkt hat, der sollte tunlichst sämtliches verfügbare Vitamin B nutzen! Ob es bei mir einen Unterschied gemacht hätte, ist alles andere als sicher, aber man sollte es versucht haben!

Wir können das System nicht ändern. Diejenigen, die es ändern können, wollen es anscheinend nicht ändern. Also müssen wir dieses System akzeptieren und unsere Wege darin finden.


Schade, Pentax. 

Samstag, 20. Februar 2010

Kein Lebenszeichen von meinem Pentax DA* 16-50 :-(

Seit nunmehr vier Wochen ist mein Pentax DA* 2,8/16-50 bereits beim Service und seit mehr als drei Wochen hat die Firma Maerz nun meinen Reparaturauftrag - was sich seitdem getan hat? Anscheinend nichts. Die Firma Rüdiger Maerz hat sich wahrlich nicht mit Ruhm guter Kommunikation oder schneller Reparaturen beklekkert, so auch bei mir.
Eingangsbestätigung? Fehlanzeige.
Auftragsbestätigung? Fehlanzeige.
Benachrichtigung über eine Verzögerung? Fehlanzeige.
Antwort auf meine Anfrage wegen indiskutabler Lebenserwartung eines High-End-Objektivs? Fehlanzeige.

Ein kleiner Scherz aus dem Kostenvoranschlag - "Bearbeitungsdauer 2 Wochen" - sehr amüsant!

Was bleibt, ist einerseits die stetig sinkende Hoffnung, irgendwann ein repariertes Objektiv zu bekommen - und stetig steigender Frust über die Firma Pentax und das von ihr beauftragte Unternehmen. Wer nun einwendet, dass es ja garnicht an Pentax liegt sondern an Hoya - nun, denen habe ich bereits eine Mail geschrieben in der ich meine schlechten Erfahrungen geschildert habe und wurde lediglich mit einer Standardmail abgespeist.

Montag, 1. Februar 2010

Fuji W1 - Review Teil 1 - Erster Eindruck und Bedienung

Fujifilm W1 - hinter diesem genauso kurzen wie nichtssagenden Namenskürzel (ich hätte eher etwas in die Richtung 3D erwartet) verbirgt sich nicht weniger als die erste Consumer-3D-Digitalkamera. Natürlich konnte man mit überdurchschnittlichem Aufwand auch schon bisher Stereofotos anfertigen aber dies war meist mit erheblichen Einschränkungen verbunden: Es mussten zwei äußerst schmale Kompaktkameras erworben und nebeneinander montiert werden, sämtliche Einstellungen bei beiden Kameras identisch vorgenommen werden und dann per Infrarotauslöser ausgelöst werden. Andere Lösungen wie der manuelle Horizontalversatz sind noch aufwändiger und machen Fotos von nicht komplett statischen Motiven schlicht unmöglich.

77mm Abstand der "Augen" - also mehr als beim Menschen und dadurch starker 3D-Effekt. Griffige Konturen sucht man bei der Fuji vergebens und landet beim Einschalten der Kamera schneller mit dem Finger auf dem Objektiv als man "Microfasertuch" aussprechen kann.

Allen bisherigen Lösungen ist gemein, dass sie nicht schnappschusstauglich, für mein Fotografierverhalten also nicht alltagstauglich sind. Nicht nur müssen zwei Kameras gebündelt und identisch eingestellt werden, die Bilder müssen anschließend auch manuell kombiniert werden. Ein simples Kamera-rausziehen - Foto machen - Kamera einstecken ist schlicht unmöglich.

All diese Probleme gibt es bei der W1 nicht: Die Kamera sieht aus wie eine etwas dickere Kompaktknipse und ist erst durch die zwei Objektive und das nervig-beleuchtete 3D-Logo als weltweit einmalige Kamera erkennbar. Sie ist normal zu bedienen - es werden schlicht sämtliche Aufnahmen (egal ob Foto oder Video) doppelt gemacht und miteinander verbunden auf der Speicherkarte abgelegt.
Als ich die Kamera erstmals in die Hand genommen habe, war ich vor allem vom Gewicht beeindruckt. Es macht den Anschein als hätte Fuji aberwitzige Mengen an Technik in ein gerade noch als hosentaschentauglich zu bezeichnendes Packmaß gequetscht. Dass diese gerade erst am Beginn ihrer Entwicklung befindliche Technik ihren Preis hat, ist auch klar. Billig ist die Kamera nicht, aber das war auch nicht zu erwarten. Man sollte aber bei einem Preis von EUR 500 schon erwarten, dass die Foto- und Videofunktionen zumindest halbwegs mit aktuellen Digitalkameras mithalten können.

Das Äußere der Kamera ist etwas unstrukturiert: Gut gelöst ist der Einschaltschieber, der einfach einfach ist, intuitiv zu bedienen ist und beide Objektive gleichzeitig öffnet bzw. abdeckt. Das ist um Welten besser als die unsäglichen motorisch betriebenen und dadurch sehr fehleranfälligen Objektivabdeckungen wie man sie von fast allen Kompaktkameras kennt. Leider hat man die Chance vertan, durch eine ausgeprägtere Konturierung dem Nutzer eine klare Leitlinie zu geben, wo die (potenziell objektivabdeckenden) Finger zu platzieren sind. Die Handlage ist alles andere als sicher, was durch das unerwartet hohe Gewicht stets eine Handschlaufe als Sicherheitsmaßnahme erfordert. Obwohl ich eigentlich diese Handschlaufen stets mit Verachtung strafe und auch meine DSLRs bei sämtlichen Einsätzen schon immer ohne Kameragurt verwende, habe ich bei der Fuji wirklich Sorge, sie könnte mir aus der Hand glitschen. Es fehlen nicht nur Konturen sondern auch eine rauhe Oberfläche. Stattdessen hat man sich bei Fuji für die momentan so modische hochglanzschwarze Oberfläche entschieden - was genauso hässlich wie unpraktisch ist: Nicht nur sieht die Kamera nach wenigen Minuten Benutzung sofort aus als hätte man sie mit einer Portion Mayonaise bekleckert  - geringste Mengen Handschweiß sind ausreichend um jegliche Reibung zwischen Hand und Kamera komplett zu eliminieren.
Sehr unangenehm ist auch, dass die Objektive bündig mit der Oberfläche sind und man selbst bei vorsichtiger Handhabung sofort Fingerabdrücke auf den Objektiven hat. Dies führt bei Fotografien im Sonnenlicht (und nichts anderes ist angesichts der Lichtschwäche zu empfehlen) schnell zu versauten Aufnahmen - die man zu allem Unglück erst zuhause am Rechner bemerkt da Abdeckungen nur eines Objektivs auf dem Display kaum zu sehen sind.

Die hochglanzschwarze Oberfläche sieht nur im Prospekt gut aus - in Real 3D eher so

Die optische Konstruktion der Kamera erinnerte mich sofort an die Minolta Dimage X: Mit einem Prisma wird das Bild nach unten umgelenkt, die Zoom- und Fokussiertätigkeit findet also im Inneren der Kamera und in senkrechter Richtung statt. Beachtenswert ist, dass das linke Objektiv (sämtliche Seitenangaben sind generell aus der Sicht des Fotografen geschrieben, d.h. auf das Display der Kamera blickend) quasi bündig mit dem Gehäuse eingebaut ist, das rechte Objektiv mit etwas Abstand eingebaut. Dies ist für mich als Tester des Prototypen auf der Photokina 2008 sehr begrüßenswert: Bei diesem war das Gehäuse fast symetrisch aufgebaut und auch das rechte Objektiv war relativ nah am Gehäuserand. Dies sah zwar sehr schick aus, führte aber zu massiven Problemen da man ständig den rechten Mittelfinger vor dem rechten Objektiv hatte. Man musste sich schon arg dazu zwingen, die Finger anders (sprich: verkrampft) zu halten. Hier hat Fuji also eine Menge gelernt.
Bemerkenswert ist der zentrale Blitz. Es gibt also bei Blitzaufnahmen auf dem linken Bild einen Schlagschatten nach links, auf dem rechten Bild einen Schlagschatten nach rechts. Auf dem Kameradisplay erzeugt das die Illusion eine "Schattenwurfrahmens" beispielsweise um Personen herum und führt meiner Meinung nach zu einer Wahrnehmung die ich mal Prospektillusion nenne: Hintereinander gestaffelte Personen und Objekte werden zwar durchaus tiefengestaffelt wahrgenommen, in sich jedoch zweidimensional. Es scheint so als hätte man keine dreidimensionalen Objekte und Personen fotografiert, sondern hintereinander aufgestellte zweidimensionale Fotos derselben. Es gibt also weniger das Gefühl von Personen, sondern von Bühnenprospekten. Inwiefern sich dieser Eindruck auf einem größeren Display bestätigt, werde ich herausfinden.
Eine große Hilfe, insbesondere angesichts der sehr fragwürdigen Bildqualität schon ab ISO 400 wäre ein indirekt zu nutzender Blitz. Dies ist absolut nicht vorgesehen und könnte lediglich als Bastellösung mit einem als Slave-Blitz gezündeten Blitz funktionieren.

Die Bedienung der Kamera fordert ein Umdenken in die 3D-Welt: Parameter wie die Parallaxenjustierung oder die Umschaltung zwischen 2D-und 3D-Modus sind bei einer "normalen" (sprich: zweidimensionalen) Kompaktkamera natürgemäß nicht vorhanden. Dennoch geben die Tasten keine Rätsel auf, schon nach einem Tag hatte ich die Bedienung verinnerlicht. Hier war ich sehr positiv überrascht, Fuji hat soviel Komplexität wie möglich vom Nutzer ferngehalten, das ist lobenswert.
Was man meiner Meinung nach tunlichst vermeiden sollte, ist der Auto-Modus. Dieser hält unnötig viele Einstellungsparameter vom Nutzer fern, so kann nicht mal der Weißabgleich und Belichtungskorrektur eingestellt werden. Eine sofortige Umstellung auf Programmautomatik ist stark angeraten.

Man merkt oft, dass die W1 die erste Kamera dieser Art ist. Vieles ist irgendwie unausgegoren, beispielsweise wird mit dem (an sich lobenswerten) Menüpunkt "3D-Logo-Beleuchtung" auch gleich die Beleuchtung der Bedienelemente ausgeschaltet. So kann man also nur wählen ob man bei Schummerlicht die unbeleuchteten und ohne jegliche Konturen gestalteten Bedienelemente suchen muss - oder sich mit dem protzig-verspielten 3D-Logo blamiert die doch sehr an aufgeprollte 3er mit Unterbodenbeleuchtung á la Fast and Furious erinnert.
Diese Probleme und das später erläuterte Batteriewarnung-Problem wären evtl. mit einem Firmwareupdate behebbar.

Tiefergelegter 3er mit Unterbodenbeleuchtung? Nein, es ist eine 3D-Kamera!

Der Spaß an 3D-Fotografie ist zweigeteilt: Einerseits muss das Material einfach und angenehm zu erzeugen sein, andererseits muss das 3D-Material einfach aber dennoch beeindruckend dem Nutzer angezeigt werden. Wenn man also aus der 2D-Welt nur großformatige Ausbelichtungen und große farbkalibrierte Monitore gewöhnt ist, dann kann ein kleines Kameradisplay zwangsläufig nicht gerade Begeisterungsstürme entfachen. In der 3D-Welt sind die Anforderungen jedoch um ein Vielfaches komplexer! Gemessen daran, welche Platzbeschränkungen bei einer Kompaktkamera vorherrschen, haben die Ingenieure die Aufgabe bravourös gemeistert und es ist definitiv echtes 3D-Feeling angesagt: Anfangs ist der Blick etwas ungewohnt und das Fotomaterial meist auch nicht optimal, dennoch bekommt man schnell den Moment in dem es "plopp" macht und man sieht das Bild plötzlich dreidimensional. Dieser Moment ist schlicht genial!

Die Bildgestaltung von 3D-Fotos ist reichlich komplex, wenn ein wirklich guter 3D-Effekt zustande kommen soll. Insbesondere Nahaufnahmen sind im Regelfall nicht 3D-tauglich, man sieht bei solchen Motiven dann schlicht zweimal den Gegenstand aber das Gehirn schafft es nicht, diesen zu einem dreidimensionalen Gegenstand zusammenzufügen. Grundregeln für die Gestaltung sind:
  • Eher weitwinklig fotografieren! Leider wird einem dies mit der Fuji W1 nicht gerade leicht gemacht. Die offiziellen 35mm KB-äquivalente Brennweite werden durch den 3D-Beschnitt (aufs Bild kommt nur das, was beide Objektive sehen, vom linken Bild wird im 3D-Betrieb also links ein Streifen abgeschnitten und vom rechten Bild rechts ein Streifen) auf handgeschätzte 43mm geschrumpft. Das ist eine schöne Normalbrennweite aber mit Weitwinkel hat es nichts zu tun.
  • Das Herauszuhebende Objekt im Bereich von 2-3m platzieren. Im Falle von Personen wird das aber wegen der Brennweite schwierig
  • Wenn möglich mit indirekter Beleuchtung fotografieren - durch die fehlende Lichtstärke auf wenige Einsatzgebiete begrenzt
Das Display ist ein außerordentlich wichtiger Teil der Kamera: Mit der Aufnahme von Stereobildern ist es ja nicht getan, sie müssen schließlich auch irgendwie dargestellt werden. Die W1 hat dafür ein Display eingebaut, das ohne jegliche Brille (Anaglyphen, Polarisation oder Shutter) zwei Bilder darstellt. Dabei ist das Display genau im rechten Winkel zur Blickrichtung zu halten, damit die Trennlinie zwischen den beiden Bildern zwischen den Augen des Betrachters verläuft. Systembedingt kann also auch stets nur eine Person gleichzeitig dreidimensionale Bilder sehen, wer daneben steht bekommt zwangsläufig nur das dem äußeren Auge zugedachte Bild zu sehen.

Dieses Bild ist definitiv ungerecht, denn das Display der W1 sieht mit etwas Übung wirklich super aus!


Fuji hat die Kamera sinnvollerweise zusammen mit einem dazupassenden Display auf den Markt gebracht, das auf den kurzen Namen V1 hört - die Namensverwandtschaft mit einer Rakete aus vergangenen Zeiten hat die Firma Fuji im fernen Japan wohl nicht bedacht. Dieses Display werde ich die nächsten tage mal testen, schließlich sind die besten 3D-Fotos ohne adäquate Anzeigemöglichkeit nutzlos.

Weitere Anzeigemöglichkeiten die ich mir noch ansehen werde:
  • Shutterbrille von nVidia an Displays wie dem Samsung 2233RZ, Viewsonic VX2265wm oder ACER GD245HQ. Die für mich viel interessanteren Rückprojektions-Fernseher von Mitsubishi sind leider nicht in Europa erhältlich :-( Diese Displays können mit einem 120Hz Signal angesteuert werden, von denen jeweils eines aufs linke und eines aufs rechte Auge durchgelassen wird. Voraussetzung hierfür ist pro Zuschauer eine teure Shutterbrille
  • Polarisationsbrille: Ist pro Zuschauer billiger, erfordert aber natürlich entsprechende Spezialdisplays
  • Anaglyphenbrille: Für reine S/W Bilder interessant, bei Farbfotos stört der Farbversatz jedoch immens.

Kritikpunkte bzw. Verbesserungsvorschläge:
  • Der größte Kick der Kamera, der Videomodus, ist technisch auf dem Stand des Jahres 2000. Nein, ich habe keine "1" vergessen, der Videomodus erinnert an längst vergessene Einschränkungen aus dem letzten Jahrtausend.
  • Der Brennweitenbereich viel zu telelastig, ausgerechnet im 3D-relevanten Weitwinkelbereich ist man permanent am unteren Anschlag. Ich würde eine weitwinkligere Auslegung der Optik begrüßen, auch wenn dies auf Kosten des Zoomfaktors geht. Am liebsten wäre mir gar kein Zoom, sondern zwei lichtstarke Festbrennweiten mit 28mm KB-äquivalenter Brennweite.
  • Die Auslöseverzögerung ist wirklich nicht konkurrenzfähig. Bei Blitzausnahmen wird stets eine Vorblitzmessung vorgenommen, es ist also mit einer knappen Sekunde Auslöseverzögerung zu rechnen - selbst dann, wenn bereits vorfokussiert ist. Worin diese Verzögerung begründet ist, ist mir schleierhaft, schließlich gehen die 2D-Kompaktkameras von Fuji recht fix zu Werke
  • Die Lichtempfindlichkeit ist bestenfalls auf dem Niveau anderer Kompaktkameras, mit den hauseigenen EXR-Modellen kann sich die W1 definitiv nicht messen. Das ist durch die Abwesenheit eines Bildstabilisators doppelt ärgerlich
  • Die Bildqualität im 3D-Betrieb ist bei effektiven 3 Megapixeln. So praktisch eine One-Shot-3D-Kamera ist, mit den Eigenbaulösungen kann sie bei weitem nicht mithalten. Ehrliche 6MPix wären mir lieber als geheuchelte und verrauschte 10MPix die nur 3MPix Informationsgehalt haben.
  • Die Gestaltung des Gehäuse war fast ausschließlich Coolness-optimiert: Viele blaue Leuchtdioden sogar in der Front um auch dem letzten Spätkapierer klarzumachen, dass er gerade in 3D verewigt wird. Hippes Hochglanzschwarz sorgt in Verbindung mit konturloser Oberflächenformung für nicht vorhandene Haltesicherheit - Kamera-Abstürze sind vorprogrammiert.
  • Die Einstellbarkeit ist äußerst beschränkt, so fehlen sogar Selbstverständlichkeiten wie ein manueller Weißabgleich oder (für optimale Tiefenschärfe bei 3D-Fotos sehr wichtige) manuelle Fokussierung. Auch sind die Möglichkeiten der zwei Kameras nur rudimentär ausgenutzt, die versprochene gleichzeitige Nutzung von Video und Fotografie sucht man vergebens.
  • Viele Bestandteile der Firmware stammen aus der 2D-Welt, beispielsweise die Batteriewarnanzeige: Wenn die Kamera der Meinung ist nur noch wenig Strom im Akku zu haben, wird ein Warnsymbol auf dem Display angezeigt, siehe oben auf dem Foto des Display. Dies macht jedoch den schönsten 3D-Eindruck zunichte. Es wäre sinnvoller, wenn dieses Symbol zwar auftaucht, aber beispielsweise nach 1sec Anzeige eines Bildes verschwindet. 
10MPix? Naja, an Bilddetails lndet man im 3D-Betrieb bei ca. 3MPix - aber dem 10MPix Rauschen :-(


Erstes Fazit:
Die Fuji W1 ist deutlich anzumerken, dass es die erste 3D-Digitalkamera ist. Vieles wirkt irgendwie unausgegoren und noch nicht durch viele Generationen von Modellreihen und Erfahrungsberichten optimiert. Das Feld der 3D-Fotografie ist eben speziell und vieles ist anders zu konstruieren als bei 2D Kameras. Hier gibt es schlicht noch keine Erfahrungsberichte auf denen Fuji hätte aufbauen können. Warum jedoch der Videomodus auf nicht mehr existent geglaubte 640x480 beschränkt wurde, das ist mir absolut unverständlich. Das hätte man auch beim allerersten Modell gleich anständig machen können.

Fuji hat eine absolut beeindruckende Kamera auf den Markt gebracht die einen Vorgeschmack darauf gibt, welches gigantische Potenzial die 3D-Fotografie hat. Wer einmal das "plopp" Erlebnis hatte und das dreidimensionale Bild gesehen hat, dem fehlt danach bei jedem 2D-Bild irgendwie die Tiefe. Für echte 3D-Freaks ist die W1 sicher eine Erlösung und ein absoluter Pflichtkauf. Wer es nicht ganz so eilig hat und viel Wert auf ausgereifte Produkte legt, der sollte wohl die nächste, hoffentlich gründlich verbesserte Nachfolgemodell abwarten.

Es ist zu hoffen, dass auch die anderen Hersteller durch den aktuellen 3D-Hype eigene Produkte auf den Markt bringen und ein echter Wettbewerb für 3D-Kameras entsteht. Dies wäre ein großes Plus für den anspruchsvollen Konsumenten. Dann wird sich hoffentlich nicht nur die Technik signifikant verbessern, sondern auch die Preise auf ein erträgliches Maß korrigiert werden.