Donnerstag, 29. November 2012

Fuji XF1

Nach meiner sehr durchwachsenen Erfahrung mit Kompaktkameras konnte ich alles was kleiner ist als eine Pentax DSLR irgendwie nicht mehr richtig ernst nehmen - zu groß waren die Einschränkungen für meine gewachsenen Qualitätsansprüche, zu schlecht waren meine Erfahrungen mit der fragilen Mechanik.

Selbst grundsolide Hersteller konnten sich dem genauso qualitätsmindernden wie von bildungsfernen Schichten (und "Fachzeitschriften") geforderten Megapixelwahn nur begrenzt entziehen - allerorten wurden immer mehr Pixel auf immer weniger Sensorfläche gequetscht, Objektiv- und allgemein Verarbeitungsqualität fielen dem Kostendruck zum Opfer. So verstand man recht schnell, dass die Hersteller schlicht jedes Jahr eine neue Kompakte verkaufen wollen und die kurze Lebenserwartung der Kompaktkameras teilweise regelrecht gewünscht von den Herstellern erschienen. Persönliches Pech wenn die gerade erst gekaufte Kompaktkamera mitten im Urlaub die laut Fünfmonatsplan des Herstellers als Lebenserwartung angesetzten 500 Bilder hinter sich gebracht hat und trotz bester Behandlung irreparabel den Geist aufgibt.

Es kam das Jahr 2008 und Panasonic brachte die LX3 auf den Markt. Wow, endlich mal eine Kompaktkamera die den Schritt macht von "da hätte ich ja mal lieber die DSLR mitgenommen, so ist das ja nix halbes und nix ganzes" zu "für die Größe wirklich gut - nicht absolut perfekt aber dafür immer dabei". Aber so ganz überzeugt war ich nicht und hatte ohnehin meist die (bei Pentax angenehm kompakte) DSLR dabei. Aber auf der Photokina konnte mich die LX3 noch nicht wirklich überzeugen, die Hoffnung wurde auf die nächste Generation verschoben.

Überbrückt wurde die Wartezeit mit der legendären Fuji f31fd - eine grundsolide Kamera mit göttlicher Bildqualität, die auch von mehreren Nachfolgegenerationen nicht ansatzweise erreicht wurde. So gut die Fuji auch war, sie hatte drei Probleme:
- Als Reisekamera konnte sie dann doch nicht mit der (inzwischen gewohnten) DSLR-Qualität mithalten, in Ermangelung eines Stabilisators kam das nicht besonders lichtstarke Objektiv sehr schnell an seine Grenzen, das Zoom war eher ein leicht brennweitenvariables Normalobjektiv als ein Zoom das echtes Weitwinkel und/oder Tele geboten hätte.
- Sie hatte die unsäglichen xd-Karten, deren architekturbedingten Unzulänglichkeiten in Verbindung mit einem leider nur angeblich passenden Kartenleser und viel weiblicher Hartnäckigkeit nicht nur die Fotos eines gesamten Karnevalsevents in den Orkus beförderten sondern tatsächlich die Karte auf Speicherzellen-Ebene zerstört hat. Zum Glück ist das wohl schlechteste Speichermedium der Digitalkameraentwicklung inzwischen nur noch Geschichte.
- Als Karnevalskamera fehlte die elementar wichtige Wasserdichtigkeit, was bei einem legendären Linus-Talentprobe-Event eindrucksvoll bewiesen wurde - und somit einen diesbezüglich karnevalstauglichen Nachfolger erforderlich machte.

Es kam das Jahr 2010, meine zweite Photokina und Olympus präsentierte die XZ1. WOW, das war irgendwie schon viel näher dran an meiner Wunschvorstellung einer Kompaktkamera. Design, Technik, Abmessungen - das passte einfach alles. Leider konnte die Usability nicht mithalten: Mit dem offenen Objektiv und dem damit verbundenen unsäglichen Objektivdeckel konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden, vor allem aber fand ich die Zoombedienung (ich weiß, das ist bei jeder Kompaktknipse so, aber trotzdem ist es fusselig) immer wieder nervig: Canon hat mit der S95 sehr schön vorgemacht, dass man in einer Kompaktkamera durchaus eine bedienbare Zoomsteuerung einbauen kann. Soviel Spaß kann Fotografieren machen. Aber nein, man bleibt beim albernen Zoomhebel. Auch die Videoabteilung fand ich nicht wirklich auf der Höhe der Zeit, daran konnten auch die vielen Firmware-Updates nichts ändern.

Mal wieder musste eine Überbrückungskamera her und angesichts des anstehenden Kuba-Urlaubs wurde es eine Olympus TG-310. Diese behob zwei Probleme der Fuji: Die Olympus ist wasserdicht und speichert auf SD-Karten. Für Strandurlaub und Karneval war also eine Kompaktknipse gefunden, aber nicht für den Zweck "handlicher-immer-dabei-DSLR-Ersatz": Insbesondere durch die Klarsichtscheibe vor dem Objektiv und die verchromte Einfassung derselben (totaler Konstruktionsfehler, aber sieht schick aus...) stört schnell die mittelprächtige Bildqualität, insbesondere bei Aufnahmen im Sonnenlicht oder Blitzaufnahmen.

Die Photokina 2012 stand im Zeichen der Differenzierung von Handyknipsen, also wurden die Kompakten tatsächlich mal herstellerübergreifend mit anständigen Sensoren versehen. Es gab also viele laut Katalogform richtig interessante Modelle: Panasonic LX7, Sony RX100 und Fuji X10 waren die interessantesten. Wow, es ging also endlich richtig los - eine Entwicklung auf die ich bei den EVILs immer noch genauso vergeblich wie sehnsüchtig warte. Aber das ist ein anderes Thema.
Da die Olympus XZ2 nichts an den konstruktionsbedingten Nachteilen geändert hat blieben zunächst:
- Die Sony RX100 wäre es eigentlich gewesen - wenn man nicht auf die absurde Idee gekommen wäre, 22MPix auf den Sensor zu quetschen. Dementsprechend früh und heftig muss natürlich das Rauschen (und damit die Bilddetails) wegzukorrigiert werden. Von daher war die Sony schon vor dem Haptiktest raus.
- Die Panasonic LX7 hatte im Praxistest eine für mich absolut indiskutable Bedienung - warum bitte DARF am Objektiv ausschließlich die Blende verstellt werden und das Zoom über den fusseligen Zoomschalter? Warum muss man ständig das Bildformat versehentlich mitverstellen? Was bringt mir die Lichtstärke am langen Ende wenn der Sensor winzig ist? Also war auch die Panasonic raus.
- Die Fuji X10 wäre es gewesen: Toller Sensor für eine Kompakte, sehr feines Objektiv - wenn nur das gewaltsam auf ultra-retro-vintage getrimmte Hipster-Design nicht wäre, das zwar eine nette Deko ist aber manchmal schlicht unergonomisch.

Also irgendwie alles nix. Ich habe mich schon drauf eingestellt, schon wieder eine mehr-schlecht-als-recht Überbrückungskamera zu kaufen über die ich mich bei jeder Benutzung ärgern muss.

Und dann das: Es gibt die X10 in hübsch und gut bedienbar! Sie hört auf den Namen XF1 und ist genauso wie ich mir immer eine Kompaktkamera vorgestellt habe: Konzentration aufs wesentliche aber trotzdem hervorragend bedienbar, klassisches Design aber nicht gewaltsam auf Retro-Hipster gemacht, kompakt aber trotzdem ein toller Sensor. Genauso habe ich mir immer eine stylische Kompaktkamera nach dem Designvorbild meiner WERRAmat gewünscht. Die Zoombedienung ist herrlich - danach will man keinen labberigen Zoomhebel mehr anfassen. Der Autofokus ist für eine Kompaktkamera wirklich spitze, damit traue ich mir auch mal Kinderfotos zu. Die Dynamik ist zwangsläufig nicht auf dem Niveau meiner immer noch unersetzbaren Fuji S5Pro aber endlich bekomme ich nicht bei jeder zweiten zweiten Aufnahme das Gefühl "hätte ich doch die S5Pro mitgenommen, dann würde ich jetzt auch in den Highlights noch Strukturen sehen". Jeah, so muss das sein!

Wenn es tatsächlich so etwas wie ein Sensorgrößen-Wettrüsten gibt, dann freue ich mich riesig auf die übernächste Eskalationsstufe: Nachdem Sony mit der RX1 schon einen sehr feinen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, wäre eine digitale Rangefinderkamera á la Bronica RF645 oder Fuji GA645 der absolute Traum: Von der Bronica bitte das Objektivkonzept und das Design übernehmen (vier Festbrennweiten mit Zentralverschluss, dank Digitaltechnik wird ein Querformat-Sensor möglich) und von den Fujis die technische Funktionalität (Autofokus, den neuen Hybridsucher, die neuen Fuji-Sensoren) - dafür würde ich jede Nikon D4 stehenlassen.